
So gelingt der Liquiditätsplan
Unternehmen brauchen jederzeit Liquidität, um ihren Zahlungsverpflichtungen zuverlässig nachkommen, aber auch Investitionen in der Zukunft tätigen zu können. Um jederzeit einen aktuellen Überblick zu behalten, ist eine Liquiditätsplanung notwendig, die im Gegensatz zur Gewinn- und Verlustrechnung nur zahlungswirksame Vorfälle umfasst. Sie offenbart drohende Engpässe ebenso wie hohe Liquiditätsbestände - beide Extreme können sich negativ auswirken und sind daher gleichermaßen zu vermeiden.
Liquiditätsplanung kurz erklärt
Ein Liquiditätsplan dient als wichtiger Bestandteil des Finanzplans und als bewährtes Instrument zur Ermittlung der voraussichtlichen Entwicklung des Liquiditätsbestandes eines Unternehmens – und damit zur umsichtigen und rechtzeitigen Risikobewertung. Um einen Liquiditätsplan zu erstellen, werden alle relevanten Zahlungsflüsse einer Planungsperiode erfasst. Dies ermöglicht eine präzise Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und ein gezieltes Entgegenwirken bei drohenden Engpässen.
Beispiel:
Stellt Unternehmen A eine Rechnung an Unternehmen B oder eine Privatperson, wird darin zwar ein Zahlungstermin vorgegeben, doch in der Realität kann sich der Zahlungseingang um Monate verschieben. Unternehmen A sollte also den Zeitfaktor unbedingt berücksichtigen, um bis zum Zahlungseingang wirklich liquide zu bleiben.
Der Liquiditätsplan liefert somit einen umfassenden Überblick über den Cashflow einer Firma, wobei die Zahlungsfähigkeit im Vordergrund steht. Im Gegensatz zur Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), die sich auf Rechnungsdaten bezieht, erfasst der Liquiditätsplan tatsächliche Zahlungsein- und ausgänge. Dies ermöglicht es, frühzeitig auf Verzögerungen beim Zahlungseingang oder andere finanzielle Probleme zu reagieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Der Grund ist logisch: Verfügt eine Firma über zu wenig Liquidität, kann dies hochriskant sein, wenn es in die Zahlungsunfähigkeit rutscht. Doch auch das Gegenteil, also eine zu hohe Liquidität, ist nicht zielführend, denn sie kann die notwendige Weiterentwicklung eines Unternehmens bremsen. Umso wichtiger ist es, einen fundierten Liquiditätsplan zu erstellen und die Planzahlen kontinuierlich mit der Realität abzugleichen.
Wer ist an einer fundierten Liquiditätsplanung interessiert?
Natürlich ist der Betrieb, welcher wichtige Entscheidungen wie Investitionen in Abhängigkeit von der Entwicklung der Liquidität treffen kann, selbst an einer fundierten Liquiditätsplanung interessiert. Darüber hinaus wird diese Planung aber auch von anderen Seiten erwartet und geprüft, wie von
- Banken, die die Geschäftsentwicklung ihrer gewerblichen Kunden regelmäßig überwachen,
- Kreditgebern, die die Sicherheit ihrer künftigen Kreditraten einschätzen wollen,
- Investoren, die die Entwicklung ihrer Beteiligung im Blick behalten, und
- Gesellschaftern, die naturgemäß ein Interesse an den Firmengeschicken haben.
Eine exakte Liquiditätsplanung gibt also unterschiedlichsten Stakeholdern Aufschluss darüber, wie die Geschäfte im Betrieb laufen, welche liquiden Reserven für Investitionen aufgebaut wurden und ob der Betrieb jederzeit seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann.
Aufbau eines Liquiditätsplan im Detail
Wenn Unternehmen einen Liquiditätsplan erstellen, folgen sie im Prinzip immer demselben Muster. Sinnvoll ist es, ein ganzes Jahr zu betrachten, das in Monate aufgeteilt wird - so können auch kurzfristige Liquiditätsengpässe frühzeitig erkannt werden. Der grundsätzliche Aufbau stellt sich schematisch vereinfacht wie folgt dar:
- Anfangsbestand aller liquiden Mittel - sowohl Bank als auch Kasse
- sämtliche Einzahlungen innerhalb einer bestimmten Periode
- verfügbare Mittel
- sämtliche Auszahlungen innerhalb einer bestimmten Periode
- kumulative Liquidität
Es gilt also zunächst den Anfangsbestand der liquiden Mittel zu erheben - und zwar aus den jeweiligen Kassen- und Bankbeständen. Anschließend sind sämtliche, die relevante Periode betreffenden, Einnahmen und Ausgaben aufzulisten, sodass sich der liquide Endbestand ergibt.
Die zeitliche Periode können Unternehmen je nach Situation festlegen - angefangen bei einem Tag bis hin zu einem Jahr. Vor allem bei Firmen, die hohe tägliche Umsätze realisieren, empfiehlt es sich, einen täglichen oder wöchentlichen Liquiditätsplan zu erstellen. Im Gegensatz dazu reicht bei kleinen Einzelunternehmen oder Freiberuflern die monatliche Aufstellung.
Wichtig: Abgrenzung zur GuV
Der Liquiditätsplan konzentriert sich ausschließlich auf zahlungswirksame Vorgänge wie Kreditraten oder Anlagenkäufe. Nicht-zahlungswirksame Posten wie Rückstellungen oder Abschreibungen werden hingegen nicht berücksichtigt.
Positionen eines Liquiditätsplans
Ausschlaggebend für die relevanten Positionen sind insbesondere Rechtsform und Größe des Unternehmens, aber auch das konkret betriebene Geschäftsfeld. Darüber hinaus spielen natürlich die tatsächlichen Geldmittelzu- und abflüsse die entscheidende Rolle. Typische Positionen für eine Liquiditätsplanung sind:
Zahlungseingänge:
- Umsätze
- Umsatzsteuereinzahlungen
- Verkäufe
- zahlungswirksame Kapitalerträge
- Aufnahme von Krediten
- private Einlagen (nur bei Einzelunternehmen)
- sonstige Einnahmen wie Zinseinzahlungen, Steuer- und sonstige Erstattungen
Ausgaben:
- Personalkosten, Sozialversicherungsbeiträge und Sonderzahlungen
- Waren und Material
- bezogene Fremdleistungen
- betriebliche Aufwendungen wie
- Kreditraten
- Miete
- Leasingraten
- Kfz-Kosten
- Käufe von Anlagen
- Werbungskosten
- Telekommunikationskosten
- abgeführte Vorsteuer
- Kosten für Beratungen
- Reisekosten
- Weiterbildungskosten
- Instandsetzungskosten
- Privatentnahmen (nur bei Einzelunternehmen)
- Dauerfristverträge wie Abos
- Investitionen
- Ausschüttung von Gewinnen
- sonstige Ausgaben
Zusammenfassung
Folgende Punkte sind zu beachten, wenn Unternehmen einen Liquiditätsplan erstellen
- Wichtig: Beachten Sie, dass Abschreibungen, die Zu- oder Auflösung von Rückstellungen sowie kalkulatorische Kosten nicht in den Liquiditätsplan gehören, da sie keine zahlungswirksamen Vorgänge darstellen.
- Umsatzzahlen sollten nicht zu hoch angesetzt werden.
- Die prognostizierten Zahlen sollten schnellstmöglich durch die realistischen ersetzt werden.
- Einmalzahlungen sind zu den Terminen zu berücksichtigen, zu denen sie fällig werden.
- Die Liquiditätsplanung sollte regelmäßig aktualisiert werden.
Um die Vollständigkeit und Aussagekraft der erfassten Positionen zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Liquiditätsplanung für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren anzulegen. Im Prinzip sind folgende Schritte notwendig, um einen fundierten Liquiditätsplan zu erstellen:
- Die Geschäftsvorfälle der letzten beiden Jahre geben Aufschluss darüber, welche Zahlungsein- und ausgänge angefallen sind - und damit eine gute Orientierung dafür, wie der Liquiditätsplan zu erstellen ist.
- Der Planungshorizont sollte ein Jahr umfassen, sodass zunächst für jede Position die Jahreswerte ermittelt werden.
- Nun lassen sich die jährlichen Zahlen auf die gewünschte Periode, also Monate, Wochen oder Tage, herunterbrechen, sodass die Liquiditätsentwicklung ablesbar wird.
Welchen Nutzen hat eine Liquiditätsplanung?
Es gibt zahlreiche Gründe dafür, einen detaillierten Liquiditätsplan zu erstellen. Die wichtigsten im Überblick:
- Potenzielle Liquiditätsengpässe lassen sich frühzeitig erkennen.
- Dazu können verschiedene Szenarien zu Zahlungsein- und ausgängen einfach dargestellt werden.
- Betriebe gewinnen dadurch effektiv an Planungssicherheit.
Damit zählt die Liquiditätsplanung zu den wichtigsten Instrumenten der Unternehmenssteuerung.
Handeln nach der Liquiditätsplanung
Einen Liquiditätsplan zu erstellen, ist nur der erste Schritt, sollte sich in der Planung ein liquider Engpass abzeichnen. Unternehmen sind gut beraten, in dieser Situation die Initiative zu ergreifen und mögliche Gegenmaßnahmen zu eruieren. Dazu zählen in erster Linie:
- Verhandlungen mit der Hausbank, um beispielsweise die Kreditraten für einen bestimmten Zeitraum zu reduzieren
- Verhandlungen mit Gläubigern, um Zahlungsziele neu zu definieren
- offene Forderungen konsequent einzutreiben
- Ausgaben kritisch zu überprüfen
- Kosten des Betriebes zu minimieren wie Miete, Telefon, Kfz etc.
- neue Kredite aufnehmen
- Skontomöglichkeiten prüfen, um Zahlungseingänge zu beschleunigen
- nicht unbedingt nötige Investitionen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben
- Anlagevermögen zu verkaufen
- Investoren oder Partner mit einbinden
Vorausgesetzt wird, dass die Rechnungslegung korrekt und zeitnah erfolgt, aber auch durch geeignete Maßnahmen Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen vorgebeugt wird. Eine weitere Möglichkeit, die Liquidität zu schonen, kann eine Umschuldung langfristiger Kreditverbindlichkeiten sein, sofern sich die Kreditkonditionen zum Besseren verändert haben. Mit einer Liquiditätsplanung erhalten Unternehmen also den wichtigen Überblick über ihre finanzielle Situation, die einen wichtigen Spielraum für Optimierungen eröffnet.
Liquiditätsplan erstellen mit einer Software
Viele Unternehmen nutzen Excel für ihre Liquiditätsplanung. Das ist nicht ohne Tücken - und das vor allem, wenn
- zahlreiche Transaktionen,
- regelmäßig wiederkehrende Einnahmen und Ausgaben sowie
- mehrere Geschäftskonten
zu berücksichtigen sind. Unternehmen können schnell den Überblick verlieren. Je größer die Komplexität wird, desto größer auch das Risiko, beim Liquiditätsplan Fehler zu machen - und die können dramatische Folgen nach sich ziehen. Im Gegensatz dazu eröffnen verschiedene Systeme und Programme die vergleichsweise einfache und vor allem exakte Möglichkeit, einen fundierten Liquiditätsplan zu erstellen. Vor allem aber funktioniert das sehr schnell, sobald Buchhaltung und Konten angebunden sind.
FAZIT
Liquiditätsplan erstellen: Kein Luxus sondern notwendig
Die Liquidität ist essenziell wichtig für Unternehmen: Sie sollte nicht zu knapp sein, um die Zahlungsfähigkeit jederzeit zu gewährleisten, aber auch nicht zu üppig, denn dann werden wichtige Weiterentwicklungen gehemmt. Um einen stets aktuellen Überblick zur finanziellen Ausstattung zu erhalten, können Firmen daher einen Liquiditätsplan erstellen: Sämtliche zahlungswirksamen Ein- und Ausgänge werden so erfasst, dass die verfügbaren liquiden Mittel klar ersichtlich sind. Damit erkennen Unternehmen ihren Kapitalbedarf, was nicht nur die Realisierung größerer Ausgaben erleichtert, sondern vor allem sich abzeichnende finanzielle Engpässe deutlich macht. Zielführende Gegenmaßnahmen lassen sich so rechtzeitig ergreifen, um die Risiken zu minimieren.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Text dient lediglich der allgemeinen Information zum Thema Liquiditätsplanung. Er stellt keine Rechts-, Steuer- oder betriebswirtschaftliche Beratung dar.
Für Ihre individuelle Situation empfehlen wir stets die Konsultation eines qualifizierten Fachmanns. Eine Haftung für die Inhalte wird ausgeschlossen.