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Liquiditätsplan
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Liquiditätsplan erstellen
11:53

So gelingt der Liquiditätsplan

Unternehmen brauchen jederzeit Liquidität, um ihren Zahlungs­ver­pflichtungen zu­ver­lässig nach­kommen, aber auch Investitionen in der Zu­kunft tätigen zu können. Um jeder­zeit einen aktuellen Über­blick zu be­halten, ist eine Liquiditäts­planung not­wendig, die im Gegen­satz zur Gewinn- und Verlustrechnung nur zahlungs­wirksame Vor­fälle um­fasst. Sie offen­bart drohende Eng­pässe ebenso wie hohe Liquiditäts­be­stände - beide Extreme können sich negativ auswirken und sind daher gleichermaßen zu vermeiden.

Liquiditätsplanung kurz erklärt

Ein Liquiditätsplan dient als wichtiger Bestandteil des Finanz­plans und als bewährtes Instrument zur Er­mittlung der vor­aus­sichtlichen Ent­wicklung des Liquiditäts­be­standes eines Unter­nehmens – und damit zur um­sichtigen und recht­zeitigen Risiko­be­wertung. Um einen Liquiditätsplan zu erstellen, werden alle relevanten Zahlungsflüsse einer Planungsperiode erfasst. Dies ermöglicht eine präzise Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und ein gezieltes Entgegenwirken bei drohenden Engpässen.

Beispiel:

Stellt Unter­nehmen A eine Rechnung an Unter­nehmen B oder eine Privat­person, wird darin zwar ein Zahlungs­termin vor­ge­geben, doch in der Realität kann sich der Zahl­ungs­eingang um Monate ver­schieben. Unter­nehmen A sollte also den Zeit­faktor unbedingt berück­sichtigen, um bis zum Zahlungs­eingang wirklich liquide zu bleiben.

Der Liquiditätsplan liefert somit einen umfassenden Überblick über den Cashflow einer Firma, wobei die Zahlungsfähigkeit im Vordergrund steht. Im Gegensatz zur Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), die sich auf Rechnungsdaten bezieht, erfasst der Liquiditätsplan tatsächliche Zahlungsein- und ausgänge. Dies ermöglicht es, frühzeitig auf Verzögerungen beim Zahlungseingang oder andere finanzielle Probleme zu reagieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Der Grund ist logisch: Ver­fügt eine Firma über zu wenig Liquidität, kann dies hoch­riskant sein, wenn es in die Zahlungs­unfähigkeit rutscht. Doch auch das Gegen­teil, also eine zu hohe Liquidität, ist nicht ziel­führend, denn sie kann die notwendige Weiter­entwicklung eines Unter­nehmens bremsen. Umso wichtiger ist es, einen fundierten Liquiditäts­plan zu er­stellen und die Plan­zahlen kontinuierlich mit der Realität ab­zu­gleichen.

Wer ist an einer fundierten Liquiditätsplanung interessiert?

Natürlich ist der Betrieb, welcher wichtige Ent­scheidungen wie Investitionen in Ab­hängigkeit von der Ent­wicklung der Liquidität treffen kann, selbst an einer fundierten Liquiditätsplanung interessiert. Darüber hinaus wird diese Planung aber auch von anderen Seiten er­wartet und ge­prüft, wie von

  • Banken, die die Geschäfts­entwicklung ihrer ge­werblichen Kunden regel­mäßig über­wachen,
  • Kreditgebern, die die Sicher­heit ihrer künftigen Kredit­raten ein­schätzen wollen,
  • Investoren, die die Ent­wicklung ihrer Be­teiligung im Blick be­halten, und
  • Gesellschaftern, die natur­gemäß ein Interesse an den Firmenge­schicken haben.

Eine exakte Liquiditäts­planung gibt also unter­schiedlichsten Stakeholdern Auf­schluss darüber, wie die Geschäfte im Betrieb laufen, welche liquiden Reserven für Investitionen auf­gebaut wurden und ob der Betrieb jeder­zeit seinen finanziellen Ver­pflichtungen nach­kommen kann.

Aufbau eines Liquiditätsplan im Detail

Wenn Unternehmen einen Liquiditätsplan erstellen, folgen sie im Prinzip immer dem­selben Muster. Sinn­voll ist es, ein ganzes Jahr zu be­trachten, das in Monate auf­geteilt wird - so können auch kurz­fristige Liquiditäts­eng­pässe früh­zeitig er­kannt werden. Der grund­sätzliche Auf­bau stellt sich schematisch vereinfacht wie folgt dar:

  • Anfangs­bestand aller liquiden Mittel - sowohl Bank als auch Kasse
  • sämtliche Ein­zahlungen inner­halb einer bestimmten Periode
  • verfügbare Mittel
  • sämtliche Aus­zahlungen innerhalb einer be­stimmten Periode
  • kumulative Liquidität

Es gilt also zunächst den Anfangs­bestand der liquiden Mittel zu er­heben - und zwar aus den jeweiligen Kassen- und Bank­beständen. Anschließend sind sämtliche, die relevante Periode be­treffenden, Ein­nahmen und Aus­gaben aufzulisten, sodass sich der liquide End­bestand ergibt.

Die zeitliche Periode können Unter­nehmen je nach Situation fest­legen - angefangen bei einem Tag bis hin zu einem Jahr. Vor allem bei Firmen, die hohe tägliche Um­sätze realisieren, em­pfiehlt es sich, einen täglichen oder wöchentlichen Liquiditäts­plan zu er­stellen. Im Gegen­satz dazu reicht bei kleinen Einzel­unter­nehmen oder Frei­beruflern die monatliche Auf­stellung.

Wichtig: Abgrenzung zur GuV

Der Liquiditätsplan konzentriert sich ausschließlich auf zahlungswirksame Vorgänge wie Kreditraten oder Anlagenkäufe. Nicht-zahlungswirksame Posten wie Rückstellungen oder Abschreibungen werden hingegen nicht berücksichtigt.

Positionen eines Liquiditätsplans

Ausschlaggebend für die relevanten Positionen sind ins­besondere Rechts­form und Größe des Unter­nehmens, aber auch das konkret be­triebene Geschäfts­feld. Darüber hinaus spielen natürlich die tatsächlichen Geld­mittelzu- und ab­flüsse die ent­scheidende Rolle. Typische Positionen für eine Liquiditäts­planung sind:

Zahlungseingänge:

  • Umsätze
  • Umsatzsteuer­ein­zahlungen
  • Verkäufe
  • zahlungswirksame Kapitalerträge
  • Aufnahme von Krediten
  • private Einlagen (nur bei Einzel­unternehmen)
  • sonstige Einnahmen wie Zins­einzahlungen, Steuer- und sonstige Er­stattungen

Ausgaben:

  • Personalkosten, Sozial­ver­sicherungs­beiträge und Sonder­zahl­ungen
  • Waren und Material
  • bezogene Fremdleistungen
  • betriebliche Auf­wendungen wie
  • Kreditraten
  • Miete
  • Leasingraten
  • Kfz-Kosten
  • Käufe von Anlagen
  • Werbungskosten
  • Telekommunikations­kosten
  • abgeführte Vorsteuer
  • Kosten für Beratungen
  • Reisekosten
  • Weiterbildungskosten
  • Instandsetzungskosten
  • Privatentnahmen (nur bei Einzel­unternehmen)
  • Dauerfrist­verträge wie Abos
  • Investitionen
  • Ausschüttung von Gewinnen
  • sonstige Ausgaben

Zusammenfassung

Folgende Punkte sind zu beachten, wenn Unternehmen einen Liquiditätsplan erstellen

  • Wichtig: Beachten Sie, dass Abschreibungen, die Zu- oder Auflösung von Rückstellungen sowie kalkulatorische Kosten nicht in den Liquiditätsplan gehören, da sie keine zahlungswirksamen Vorgänge darstellen.
  • Umsatzzahlen sollten nicht zu hoch an­gesetzt werden.
  • Die prognostizierten Zahlen sollten schnellst­möglich durch die realistischen er­setzt werden.
  • Einmalzahlungen sind zu den Terminen zu berück­sichtigen, zu denen sie fällig werden.
  • Die Liquiditäts­planung sollte regel­mäßig aktualisiert werden.
So lässt sich ein Liquiditätsplan erstellen

Um die Vollständigkeit und Aussagekraft der erfassten Positionen zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Liquiditätsplanung für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren anzulegen. Im Prinzip sind folgende Schritte not­wendig, um einen fundierten Liquiditäts­plan zu er­stellen:

  1. Die Geschäfts­vor­fälle der letzten beiden Jahre geben Auf­schluss darüber, welche Zahlungs­ein- und aus­gänge angefallen sind - und damit eine gute Orientierung dafür, wie der Liquiditäts­plan zu er­stellen ist.
  2. Der Planungshorizont sollte ein Jahr um­fassen, sodass zu­nächst für jede Position die Jahres­werte er­mittelt werden.
  3. Nun lassen sich die jährlichen Zahlen auf die ge­wünschte Periode, also Monate, Wochen oder Tage, herunter­brechen, sodass die Liquiditäts­entwicklung ab­lesbar wird.

Welchen Nutzen hat eine Liquiditätsplanung?

Es gibt zahlreiche Gründe dafür, einen detaillierten Liquiditäts­plan zu er­stellen. Die wichtigsten im Über­blick:

  • Potenzielle Liquiditätsengpässe lassen sich früh­zeitig er­kennen.
  • Dazu können verschiedene Szenarien zu Zahlungsein- und aus­gängen einfach dar­ge­stellt werden.
  • Betriebe gewinnen dadurch effektiv an Planungs­sicher­heit.

Damit zählt die Liquiditäts­planung zu den wichtigsten Instrumenten der Unter­nehmens­steuer­ung.

Handeln nach der Liquiditätsplanung

Einen Liquiditätsplan zu erstellen, ist nur der erste Schritt, sollte sich in der Planung ein liquider Eng­pass abzeichnen. Unter­nehmen sind gut be­raten, in dieser Situation die Initiative zu er­greifen und mögliche Gegen­maß­nahmen zu eruieren. Dazu zählen in erster Linie:

  • Verhandlungen mit der Haus­bank, um bei­spiels­weise die Kredit­raten für einen be­stimmten Zeit­raum zu reduzieren
  • Verhandlungen mit Gläubigern, um Zahl­ungs­ziele neu zu definieren
  • offene Forderungen konsequent ein­zu­treiben
  • Ausgaben kritisch zu über­prüfen
  • Kosten des Betriebes zu minimieren wie Miete, Telefon, Kfz etc.
  • neue Kredite auf­nehmen
  • Skontomöglichkeiten prüfen, um Zahl­ungs­ein­gänge zu be­schleunigen
  • nicht unbedingt nötige Investitionen auf einen späteren Zeit­punkt ver­schieben
  • Anlagevermögen zu ver­kaufen
  • Investoren oder Partner mit ein­binden

Vorausgesetzt wird, dass die Rechnungs­legung korrekt und zeit­nah er­folgt, aber auch durch ge­eignete Maß­nahmen Zahlungs­ver­zögerungen oder -aus­fällen vor­ge­beugt wird. Eine weitere Möglich­keit, die Liquidität zu schonen, kann eine Um­schuldung lang­fristiger Kredit­ver­bind­lichkeiten sein, sofern sich die Kredit­konditionen zum Besseren ver­ändert haben. Mit einer Liquiditäts­planung er­halten Unter­nehmen also den wichtigen Über­blick über ihre finanzielle Situation, die einen wichtigen Spiel­raum für Opti­mierungen er­öffnet.

Liquiditätsplan erstellen mit einer Software

Viele Unter­nehmen nutzen Excel für ihre Liquiditäts­planung. Das ist nicht ohne Tücken - und das vor allem, wenn

  • zahlreiche Trans­aktionen,
  • regelmäßig wiederkehrende Ein­nahmen und Aus­gaben sowie
  • mehrere Geschäfts­konten

zu berück­sichtigen sind. Unter­nehmen können schnell den Überblick ver­lieren. Je größer die Komplexität wird, desto größer auch das Risiko, beim Liquiditäts­plan Fehler zu machen - und die können dramatische Folgen nach sich ziehen. Im Gegen­satz dazu er­öffnen ver­schiedene Systeme und Programme die ver­gleichs­weise einfache und vor allem exakte Möglichkeit, einen fundierten Liquiditäts­plan zu er­stellen. Vor allem aber funktioniert das sehr schnell, sobald Buch­haltung und Konten an­ge­bunden sind.

FAZIT

Liquiditätsplan erstellen: Kein Luxus sondern notwendig

Die Liquidität ist essenziell wichtig für Unter­nehmen: Sie sollte nicht zu knapp sein, um die Zahl­ungs­fähigkeit jeder­zeit zu ge­währ­leisten, aber auch nicht zu üppig, denn dann werden wichtige Weiter­ent­wicklungen gehemmt. Um einen stets aktuellen Über­blick zur finanziellen Aus­stattung zu er­halten, können Firmen daher einen Liquiditäts­plan er­stellen: Sämtliche zahl­ungs­wirk­samen Ein- und Aus­gänge werden so er­fasst, dass die ver­fügbaren liquiden Mittel klar er­sichtlich sind. Damit er­kennen Unter­nehmen ihren Kapital­bedarf, was nicht nur die Realisierung größerer Aus­gaben er­leichtert, sondern vor allem sich ab­zeichnende finanzielle Eng­pässe deutlich macht. Ziel­führende Gegen­maß­nahmen lassen sich so recht­zeitig er­greifen, um die Risiken zu minimieren.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Text dient lediglich der allgemeinen Information zum Thema Liquiditätsplanung. Er stellt keine Rechts-, Steuer- oder betriebswirtschaftliche Beratung dar.

Für Ihre individuelle Situation empfehlen wir stets die Konsultation eines qualifizierten Fachmanns. Eine Haftung für die Inhalte wird ausgeschlossen.