
Definition
Der Begriff Cashflow (deutsch: Kapitalfluss oder Geldfluss) bezeichnet den Saldo der Einzahlungen und Auszahlungen eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Er misst, wie viel liquide Mittel einem Unternehmen nach Abzug aller laufenden operativen Aufwendungen tatsächlich zur Verfügung stehen. Der Cashflow ist somit ein wichtiger Indikator für die Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.
Funktion und Aussagekraft
Der Cashflow zeigt, ob ein Unternehmen in der Lage ist, ohne externe Finanzierung (z. B. Kredite) seine laufenden Kosten zu decken, Investitionen zu tätigen oder Verpflichtungen wie Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten. Insbesondere für Investoren und Analysten ist der Cashflow entscheidend, da er verlässlicher über die wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens Auskunft gibt als der Jahresüberschuss, der durch bilanzpolitische Maßnahmen beeinflusst werden kann.
Zudem spielt der Cashflow eine wichtige Rolle in der Liquiditätsplanung und im Forderungsmanagement: Er ermöglicht es, Zahlungsein- und ausgänge realistisch zu prognostizieren und zeigt auf, ob Kundenforderungen termingerecht beglichen werden, was wiederum das verfügbare Kapital beeinflusst.
Berechnungsmethoden
1. Direkte Methode
Dabei wird der tatsächliche Zahlungsfluss ermittelt, indem alle Einzahlungen und Auszahlungen gegenübergestellt werden:
Cashflow = Einzahlungen – Auszahlungen
Diese Methode wird zwar als präziser angesehen, ist aber in der Praxis aufwendig und wird seltener verwendet.
2. Indirekte Methode
Weit verbreitet ist die indirekte Methode, bei der vom Jahresüberschuss ausgegangen und dieser um zahlungsunwirksame Posten bereinigt wird:
Cashflow = Jahresüberschuss + Abschreibungen – Zuschreibungen ± Veränderungen bei Rückstellungen und Working Capital
Diese Methode ist der Standard in der Kapitalflussrechnung nach IFRS und HGB
Unterscheidung nach Cashflow-Arten
1. Operativer Cashflow (Operating Cash Flow)
- Stammt aus der laufenden Geschäftstätigkeit (z. B. Verkauf von Produkten, Zahlung von Löhnen).
- Zentral für die Beurteilung der Ertrags- und Finanzkraft.
Beispiel
Ein Unternehmen erzielt im Jahr 2024 einen Jahresüberschuss von 200.000 €. Es werden 50.000 € an Abschreibungen verbucht. Gleichzeitig steigt das Working Capital um 30.000 €, und Rückstellungen werden in Höhe von 20.000 € gebildet.
Operativer Cashflow = 200.000 € (Jahresüberschuss)
- + 50.000 € (Abschreibungen) – 30.000 € (Erhöhung Working Capital)
- + 20.000 € (Rückstellungen) = 240.000 €
2. Investitions-Cashflow (Investing Cash Flow)
- Bezieht sich auf Zahlungsflüsse aus Investitions- und Desinvestitionstätigkeiten (z. B. Kauf/Verkauf von Anlagen, Beteiligungen).
- Ein negativer Investitions-Cashflow ist bei wachsenden Unternehmen üblich.
3. Finanzierungs-Cashflow (Financing Cash Flow)
- Umfasst Zahlungen im Zusammenhang mit der Finanzierung des Unternehmens (z. B. Aufnahme/Rückzahlung von Krediten, Ausgabe von Aktien, Dividendenauszahlungen).
- Gibt Hinweise auf die Abhängigkeit von externem Kapital.
Bedeutung für die Praxis
- Ein positiver operativer Cashflow zeigt, dass das Unternehmen mit dem Kerngeschäft genügend Mittel erwirtschaftet, um sich selbst zu finanzieren.
- Ein dauerhaft negativer Cashflow kann auf strukturelle Probleme oder ein zu hohes Investitionsvolumen hinweisen.
- In der Unternehmensbewertung (z. B. DCF-Methode) ist der Free Cashflow entscheidend:
Free Cashflow (FCF) = Operativer Cashflow – Investitionen (CapEx)
Kritik und Grenzen
- Der Cashflow allein genügt nicht zur umfassenden Bewertung eines Unternehmens.
- Er kann durch außerordentliche Einzahlungen (z. B. Verkauf von Immobilien) verzerrt werden.
- Unterschiede in der Rechnungslegung (z. B. IFRS vs. HGB) beeinflussen die Cashflow-Ermittlung.
FAZIT
Bedeutung des Cashflows für die Unternehmensanalyse
Der Cashflow ist eine zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahl, die die Zahlungsfähigkeit und finanzielle Stabilität eines Unternehmens widerspiegelt. Er zeigt, in welchem Maße ein Unternehmen aus eigener Kraft Mittel erwirtschaftet, um laufende Ausgaben zu decken, Investitionen zu tätigen und finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen. Der operative Cashflow ist besonders wichtig, da er die Innenfinanzierungskraft aus dem Kerngeschäft abbildet. Als verlässlicher Indikator für die Liquiditätslage ergänzt der Cashflow klassische Erfolgsgrößen wie den Gewinn. Für eine fundierte Unternehmensanalyse sollte der Cashflow jedoch stets im Zusammenhang mit weiteren Kennzahlen betrachtet werden.