
Einleitung
Seit 2020 reiht sich eine wirtschaftliche Herausforderung an die nächste: Die Corona-Pandemie löste weltweit Unsicherheiten aus, gefolgt vom Ukraine-Krieg, der Märkte destabilisierte und Lieferketten belastete. Auch wenn sich die Inflationsrate laut Statista im Mai 2025 voraussichtlich auf moderate 2,1 Prozent einpendelt, bleibt das wirtschaftliche Umfeld für viele Betriebe angespannt. Die Folge: Immer mehr Kundinnen und Kunden geraten finanziell unter Druck – mit zunehmender Tendenz zu verspäteten oder ausbleibenden Zahlungen. Für Unternehmen steigt dadurch das Risiko von Forderungsverlusten merklich.
Sinkende Zahlungsmoral: Jetzt ist Handeln gefragt
Nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmen stehen derzeit vor großen finanziellen Herausforderungen. Um ihre wirtschaftliche Stabilität zu sichern, ist eine konsequente und vorausschauende Finanzüberwachung unerlässlich. Mehr denn je sind Betriebe daher gefordert, sich intensiv mit Themen wie Forderungsmanagement und Kostenrechnung auseinanderzusetzen. Denn die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich zunehmend auf die Zahlungsmoral aus: Nicht jeder Schuldner kann offene Rechnungen fristgerecht begleichen. Besonders kleine und mittelständische Firmen geraten dadurch verstärkt unter Druck – viele von ihnen befinden sich ohnehin in einer angespannten finanziellen Situation.
Diese Entwicklung zeigt sich auch in aktuellen Daten: Verschiedene Studien belegen eine messbare Verschlechterung des Zahlungsverhaltens.
Zahlungsverhalten verschlechtert sich
Aktuelle Zahlen zeigen: Das Zahlungsverhalten von Geschäftskunden hat sich verändert – und das betrifft viele mittelständische Unternehmen direkt. Eine Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung ergab, dass Lieferanten und Kreditgeber im zweiten Halbjahr 2024 kürzere Zahlungsziele einräumten: Im Schnitt nur noch 31,22 Tage. Gleichzeitig sank die durchschnittliche Verzugsdauer auf nur noch 8,41 Tage – ein Tiefstwert der letzten zehn Jahre. Das zeigt: Viele Firmen achten inzwischen deutlich stärker auf pünktliche Zahlungseingänge – nicht zuletzt, weil die wirtschaftliche Lage angespannter ist und Ausfallrisiken zunehmen.
International ergibt sich ein anderes Bild: Laut einer aktuellen Studie von Allianz Trade hat sich die weltweite Zahlungsmoral 2023 so stark verschlechtert wie seit 15 Jahren nicht mehr. Rechnungen werden im Schnitt erst nach 59 Tagen bezahlt. In Deutschland zahlen Unternehmen zwar weiterhin vergleichsweise zügig (nach rund 54 Tagen), doch auch hier rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg der Insolvenzen – bis zu 13 Prozent mehr im Jahr 2024.
Gerade für den Mittelstand bedeutet das: Wer lange auf Zahlungen wartet, bringt schnell die eigene Liquidität in Gefahr. Umso wichtiger ist es, Zahlungsziele klar zu definieren, offene Forderungen konsequent zu verfolgen und bei Bedarf frühzeitig das Gespräch mit säumigen Kunden zu suchen. Denn eine gute Zahlungsmoral ist nicht nur ein Zeichen von Verlässlichkeit – sie sichert auch Investitionen und Arbeitsplätze.
Wichtig zu wissen:
Forderungsmanagement und Liquiditätsplanung sind eng miteinander verbunden, aber nicht dasselbe. Während das Forderungsmanagement dafür sorgt, dass Kunden ihre Rechnungen pünktlich bezahlen, dient der Liquiditätsplan dazu, den Zahlungsfluss im Betrieb zu planen und sicherzustellen, dass zu jedem Zeitpunkt genügend liquide Mittel vorhanden sind. Ein gutes Forderungsmanagement bildet daher eine verlässliche Liquiditätsplanung.
Vorteile von effektivem FordeÂrungsÂmanageÂment
Nur Unternehmen mit effektivem Forderungsmanagement und einer adäquaten Kostenrechnung können ihre Firma souverän durch schwere Zeiten führen. Die Vorteile des Forderungsmanagements sind klar: Es sorgt dafür, dass Rechnungen rechtzeitig bezahlt werden und die eigene Liquidität gesichert wird. Ohne ein gutes Forderungsmanagement kann schnell der Überblick verloren gehen, was die Liquidität gefährdet. Hier die wichtigsten Gründe, warum effektives Forderungsmanagement entscheidend ist:
1. Effektives Forderungsmanagement verbessert den Cashflow
Ein zentrales Ziel jedes Unternehmens ist ein stabiler Cashflow. Durch konsequentes Forderungsmanagement wird sichergestellt, dass fällige Zahlungen zeitnah eingehen. Das schafft finanzielle Planungssicherheit und verhindert Liquiditätsengpässe. Firmen behalten so jederzeit den Überblick über ihre offenen Forderungen und können bei Bedarf gezielt Maßnahmen ergreifen.
2. Stärkere Kundenbindung durch professionelles Mahnwesen
Mahnwesen ist nicht gleich Mahnwesen: Ein kundenfreundlich gestalteter Mahnprozess schafft Vertrauen, wenn er transparent, respektvoll und abgestimmt erfolgt. Flexible Fristen, individuell angepasste Zahlungsmodelle oder digitale Self-Service-Portale verbessern das Zahlungserlebnis und zeigen, dass das Unternehmen professionell und serviceorientiert arbeitet.
3. Verbesserung der Profitabilität
Je schneller Forderungen beglichen werden, desto gezielter kann eine Firma mit den verfügbaren Mitteln wirtschaften – und z. B. in Lagerbestände, Innovationen oder Personal investieren. Zudem lassen sich Kosten senken, etwa durch bessere Einkaufsbedingungen oder reduzierte Kreditlinien.
4. Reduzierung von Verwaltungskosten
Automatisierte Forderungsprozesse sparen Zeit und reduzieren Fehlerquellen. Moderne Software übernimmt Aufgaben wie Rechnungsversand, Zahlungserinnerungen oder Fristenüberwachung – entlastet interne Ressourcen und steigert die Effizienz.
Kostenrechnung als ergänzende Säule
Neben einem funktionierenden Forderungsmanagement ist auch eine präzise Kosten- und Leistungsrechnung essenziell, um wirtschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie bildet das Fundament für fundierte Entscheidungen auf strategischer und operativer Ebene.
Moderne zentrale Datenhaltungssysteme erleichtern den Zugriff auf relevante Zahlen und entlasten das Controlling. Bei dezentraler Datenstruktur sind Schnittstellen notwendig, um den Datenaustausch reibungslos zu gestalten. Eine integrierte Controlling-Software ist dabei oft effizienter und weniger fehleranfällig.
Praxis-Tipps fĂĽr ein wirksames Forderungs-management
Damit das Forderungsmanagement nicht nur ein theoretisches Konzept bleibt, sondern sich im Unternehmensalltag bewährt, sind praxisnahe und einfach umsetzbare Maßnahmen entscheidend. Die folgenden Tipps helfen dabei, Zahlungsausfälle aktiv zu vermeiden und Abläufe effizient zu gestalten:
- Klar definierte Zahlungsbedingungen: Bereits beim Vertragsabschluss sollten alle Zahlungsmodalitäten eindeutig und transparent festgelegt werden.
- Frühzeitige Zahlungserinnerungen: Automatisierte Mahnsysteme sorgen dafür, dass fällige Beträge nicht untergehen – effizient und ohne zusätzlichen Aufwand.“.
- Bonitätsprüfung bei größeren Aufträgen: Wer im Vorfeld die Zahlungsfähigkeit potenzieller Kunden prüft, schützt sich vor unangenehmen Überraschungen.
- Flexible Zahlungsmodelle anbieten: Skonti oder Ratenzahlungen erhöhen die Zahlungsmotivation und stärken die Kundenbindung.
- Inkassodienstleister einbinden: Bei hartnäckigen Fällen kann das externe Management helfen, professionell zu bleiben.
FAZIT
Mit Forderungsmanagement sicher durch Krisenzeiten
Wer in wirtschaftlich herausfordernden Phasen stabil bleiben will, braucht mehr als nur gute Produkte oder Dienstleistungen – nämlich eine solide finanzielle Steuerung. Das Forderungsmanagement gehört dabei zu den zentralen Hebeln.
Ein effektives Forderungsmanagement ist längst kein "Nice-to-have" mehr, sondern ein zentrales Steuerungsinstrument für die finanzielle Stabilität von Unternehmen – insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Es verbessert den Cashflow, stärkt Kundenbeziehungen, reduziert Verwaltungskosten und erhöht letztlich die Profitabilität. Ergänzt durch eine fundierte Kostenrechnung und integrierte Finanzbuchhaltung lassen sich Engpässe frühzeitig erkennen und fundierte Entscheidungen treffen. Betriebe, die Forderungsmanagement strategisch betreiben und in geeignete digitale Tools investieren, schaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil und sichern ihre Handlungsfähigkeit.