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Cashflow und finanzielle Stabilität

Geschrieben von CSS AG | Jun 20, 2025 7:47:04 AM

Definition

Der Begriff Cashflow (deutsch: Kapitalfluss oder Geldfluss) bezeichnet den Saldo der Einzahlungen und Auszahlungen eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Er misst, wie viel liquide Mittel einem Unternehmen nach Abzug aller laufenden operativen Aufwendungen tatsächlich zur Verfügung stehen. Der Cashflow ist somit ein wichtiger Indikator für die Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.

Funktion und Aussagekraft

Der Cashflow zeigt, ob ein Unternehmen in der Lage ist, ohne externe Finanzierung (z. B. Kredite) seine laufenden Kosten zu decken, Investitionen zu tätigen oder Verpflichtungen wie Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten. Insbesondere für Investoren und Analysten ist der Cashflow entscheidend, da er verlässlicher über die wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens Auskunft gibt als der Jahresüberschuss, der durch bilanzpolitische Maßnahmen beeinflusst werden kann.

Zudem spielt der Cashflow eine wichtige Rolle in der Liquiditätsplanung und im Forderungsmanagement: Er ermöglicht es, Zahlungsein- und ausgänge realistisch zu prognostizieren und zeigt auf, ob Kundenforderungen termingerecht beglichen werden, was wiederum das verfügbare Kapital beeinflusst.

 

Unterscheidung nach Cashflow-Arten

1. Operativer Cashflow (Operating Cash Flow)

  • Stammt aus der laufenden Geschäftstätigkeit (z. B. Verkauf von Produkten, Zahlung von Löhnen).
  • Zentral für die Beurteilung der Ertrags- und Finanzkraft.

Beispiel 

Ein Unternehmen erzielt im Jahr 2024 einen Jahresüberschuss von 200.000 €. Es werden 50.000 € an Abschreibungen verbucht. Gleichzeitig steigt das Working Capital um 30.000 €, und Rückstellungen werden in Höhe von 20.000 € gebildet.

Operativer Cashflow = 200.000 € (Jahresüberschuss)

  • + 50.000 € (Abschreibungen) – 30.000 € (Erhöhung Working Capital)
  • + 20.000 € (Rückstellungen) = 240.000 €

 

2. Investitions-Cashflow (Investing Cash Flow)

  • Bezieht sich auf Zahlungsflüsse aus Investitions- und Desinvestitionstätigkeiten (z. B. Kauf/Verkauf von Anlagen, Beteiligungen).
  • Ein negativer Investitions-Cashflow ist bei wachsenden Unternehmen üblich.

 

3. Finanzierungs-Cashflow (Financing Cash Flow)

  • Umfasst Zahlungen im Zusammenhang mit der Finanzierung des Unternehmens (z. B. Aufnahme/Rückzahlung von Krediten, Ausgabe von Aktien, Dividendenauszahlungen).
  • Gibt Hinweise auf die Abhängigkeit von externem Kapital.

Bedeutung für die Praxis

  • Ein positiver operativer Cashflow zeigt, dass das Unternehmen mit dem Kerngeschäft genügend Mittel erwirtschaftet, um sich selbst zu finanzieren.
  • Ein dauerhaft negativer Cashflow kann auf strukturelle Probleme oder ein zu hohes Investitionsvolumen hinweisen.
  • In der Unternehmensbewertung (z. B. DCF-Methode) ist der Free Cashflow entscheidend:

Free Cashflow (FCF) = Operativer Cashflow – Investitionen (CapEx)

Kritik und Grenzen

  • Der Cashflow allein genügt nicht zur umfassenden Bewertung eines Unternehmens.
  • Er kann durch außerordentliche Einzahlungen (z. B. Verkauf von Immobilien) verzerrt werden.
  • Unterschiede in der Rechnungslegung (z. B. IFRS vs. HGB) beeinflussen die Cashflow-Ermittlung.